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Auslandsüberweisungen: Noch vieles im Argen

VKI kritisiert Dauer und Spesen

Europäische Untersuchung zeigt: Sehr viele Mängel bei Auslandsüberweisungen. 43 Prozent sind nicht in Ordnung.

 

Von einer EU-Richtlinie ausgehend gibt es in allen Mitgliedsländern rechtliche Regelungen, wie Überweisungen durchzuführen sind. Wesentliche Punkte sind:

Dem Empfänger dürfen keine Kosten verrechnet werden, wenn dies nicht explizit vom Kunden beauftragt wird.

Das Geld muss spätestens nach sechs Tagen dem Empfängerkonto gutgeschrieben sein.

43 Prozent sind nicht in Ordnung

Soweit die Theorie - die Praxis sieht, wie eine internationale Erhebung von europäischen Verbraucher-Verbänden zeigt, völlig unzureichend aus: Von 648 beauftragten Überweisungen wurden rund 43 Prozent nicht vertrags- und richtlinienkonform durchgeführt.

Gemeinsam mit Verbraucher-Organisationen aus weiteren elf EU-Ländern nahm der Verein für Konsumenteninformation (VKI) an einer Studie über Praktiken der Banken bei Auslandsüberweisungen teil. In jedem Land wurden jeweils drei Geldinstitute beauftragt zwei Überweisungen in unterschiedlicher Höhe durchzuführen. Die Beträge sollten an jeweils drei Banken in drei EU-Ländern überwiesen werden, ohne den Empfänger mit Spesen zu belasten. Insgesamt kam so die stattliche Anzahl von 648 Überweisungen zusammen.

Bank Austria, Erste und PSK

In Österreich beauftragte der VKI die Bank Austria (damals noch ohne CA), Erste Bank sowie die PSK mit den Transaktionen - Empfänger waren jeweils drei Banken in Italien, Niederlande und Portugal.

Vier Überweisungen gingen verloren

Das europäische Gesamtergebnis ist miserabel: Rund 43 Prozent aller Überweisungen wurden nicht vertrags - und richtlinienkonform durchgführt. Im Detail:

13 Überweisungen wurden überhaupt nicht durchgeführt, vier Überweisungen gingen schlichtweg verloren.

Von den letztlich 631 tatsächlich durchgeführten Transaktionen haben 226 (rund 36 Prozent) zu Empfängerspesen geführt, 41 Überweisungen (6,5 Prozent) dauerten länger als die vorgeschriebenen sechs Bankwerktage.
  

Die Kosten für grenzüberschreitende Überweisungen sind in Europa nach wie vor zu hoch, im Durchschnitt waren dafür 17,06 Euro zu berappen. Österreich erreicht dabei mit 10,51 Euro den niedrigsten Wert. Am anderen Ende der Skala findet sich Portugal, das mit durchschnittlich 28,80 Euro am teuersten ist.

Bei der Verrechnung von Empfängerspesen ist Österreich jedoch negativer Spitzenreiter. Allerdings weisen Indizien auf ein Verschulden der ausländischen Auftraggeberbanken hin. Laut Auskunft der Erste Bank langten die Überweisungen in Österreich mit der Order "geteilte Spesen" zu verrechnen ein. Trotzdem bleibt unklar, warum die Empfängerspesen der österreichischen Banken bei gleichen Auftraggeberspesen im Aufgabeland stark voneinander abweichen: von 3 Euro (PSK) bis zu 9,44 Euro (Bank Austria).

PSK zu langsam

Auch für die Überweisungsdauer muss sich Österreich Kritik gefallen lassen. Ein gutes Ergebnis erreichte lediglich die Bank Austria, die mit durchschnittlich 3,28 Tagen im gesamteuropäischen Vergleich im Spitzenfeld platziert ist. Gerade noch am Limit rangiert die Erste Bank. Negativ hingegen die PSK, da vier (von insgesamt 18) Überweisungen mehr als sechs Tage benötigten. Auffallend: alle vier Überweisungen erfolgten nach Italien. Generell dauerten auch die Überweisungen der österreichischen Mitbewerber nach Italien am längsten.

18 Tage von Holland nach Österreich

Drei Überweisungen nach Österreich - ausgehend von der Rabobank Den Haag - brauchten 18 Tage bis zur Valutierung am Empfängerkonto, wobei Raiffeisen Euro Transfer als Zwischen-verrechnungsstelle und möglichweise  "Bremser" fungiert hat.

31 Tage von Frankreich nach Belgien

Die längste Überweisungsdauer im europäischen Vergleich betrug nicht weniger als 31 Tage! Dabei handelte es sich um eine Transaktion von Frankreich nach Belgien. Am schnellsten agierten ausgerechnet jene Länder, denen man das wohl am wenigsten zugetraut hat: Die griechische Auftraggeberbank Piraeus wickelte ihre Überweisungen nach Belgien ebenso noch am Aufgabetag ab wie die portugiesische Caixa General de Depositos ihre Transaktionen zur österreichischen PSK. Alle Überweisungen wurden noch am selben Tag dem Konto gutgeschrieben.

"Die Untersuchung zeigt, dass der europäische Zahlungsverkehr bei weitem noch nicht Euro-fit ist", kommentiert Max Reuter, Leiter der Abteilung Finanzdienstleistungen im VKI, die Ergebnisse. Neben den nach wie vor zu hohen Kosten seien viele Aufträge nicht korrekt durchgeführt worden, vor allem die Praxis der doppelten Spesen-Verrechnung sei zu verurteilen.

 

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