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Fondsgebundene Lebensversicherungen

Falsches Produkt für viele

Beim VKI häufen sich die Beschwerden von enttäuschten Verbrauchern, die fondsgebundene Lebensversicherungen abgeschlossen haben. Denn ihr Kontostand ist weitaus niedriger als bislang an Prämien einbezahlt wurde.

 

Viele Beschwerden

 Die Konsumentenschützer beobachten schon seit längerem mit Unbehagen, wie Fondspolizzen vollmundig als gleichermaßen sicheres wie ertragreiches Produkt vermarktet werden: "An die falschen Personen wird mit falschen Argumenten ein falsches Produkt verkauft," kritisiert der Obmann des VKI, Dr. Harald Glatz. Häufig passiert das im Verwandten- und Bekanntenkreis, denn  Versicherungs-Mitarbeiter und Finanzberater lukrieren dafür attraktive Provisionen.

Warnung vor Vertriebsmethoden

"Man kann vor diesen Strukturvertriebs-Methoden nur warnen," so Mag. Max Reuter, Leiter der Abteilung Finanzdienstleistungen im VKI. "Viele Fondspolizzen sind risikoreich und deshalb kein Anlageprodukt für jedermann oder -frau. Die Materie der Wertpapierveranlagung ist heikel und kompliziert - wer sich nicht auskennt, bleibt übrig."

Sicher sind nur die Spesen

Mit fiktiven Erträgen wird zum Vertragsabschluss gelockt - zu den Kosten herrscht  großteils Schweigen. Das Testmagazin "Konsument" hat nunmehr die Kosten von 12 aktuellen Produkten in einem Modell-Vergleich ermittelt.  Ergebnis: Für eine Prämiensumme von 38.400 Euro, angespart über 32 Jahre, betragen die Kosten im günstigsten Fall 6.780 Euro - in schlechteren sind bis zu 9.219 Euro für Produktspesen, Risikoprämie und Versicherungssteuer zu berappen. Erträge in Höhe dieser Kosten müssen über die Fondsveranlagung mindestens erzielt werden, damit es am Ende der Laufzeit kein bitteres Erwachen gibt. Aber nur die Spesen sind sicher - der Ertrag ist ungewiss.

Heikles Produkt in vielen Varianten

Fondsgebundene Lebensversicherungen - eine Kombination aus Ablebensversicherung und Ansparen in Investmentfonds - werden in vielen Varianten angeboten. Der Kunde kann dabei unter verschiedenen Risikokategorien wählen. Er kann sich auch entscheiden, ob er eigenständig die Investmentfonds zur Veranlagung auswählt, oder ob er damit ein Fonds-Management beauftragt, das Auswahl und Kauf der Fondsanteile sowie die laufende Marktbeobachtung durchführt. Für diesen Service fallen zwischen 0,4 bis 0,6 Prozent einer Jahresprämie an.

Know-how erforderlich

Wie auch immer sich der Konsument entscheidet: Trotz Fonds-Managements sind Anleger gut beraten, sich auch selbst um ihr Produkt zu kümmern. Marktbeobachtung und gegebenenfalls ein Wechsel der Risikokategorie bzw der Fonds sind Voraussetzungen für Erfolg. "Wer keine Grundkenntnisse über das Funktionieren des Wertpapiermarktes hat und sich nicht intensiver mit dieser Materie auseinandersetzt, sollte die Hände von fondsgebundenen Versicherungen lassen", rät Reuter eindringlich.

Akquirierung: teuflisch psychologisch

Doch trotz der komplizierten Materie sind Fondspolizzen populär, wie Entwicklungen der letzten Jahre zeigen: Zwar gibt es einen Trend zu den "neuen" geförderten Vorsorgeprodukten, aber auch fondsgebundene Lebensversicherungen haben zugelegt. Zu Lasten der klassischen Lebensversicherung, was den Konsumentenschützern ein Dorn im Auge ist: "Als Vorsorge- und Sparprodukte sind klassische Lebensversicherungen für viele besser geeignet als Fonds-Produkte, denn sie bieten eine garantierte Mindestverzinsung.

Nur für Risikofreudige

In Fondspolizzen sollte nur investieren, wer risikofähig und risikofreudig ist - das ist kein Massenprodukt," betont VKI-Obmann Glatz. Als "teuflisch psychologisch" bezeichnet Reuter die Art und Weise, wie Fondspolizzen akquiriert werden: "Den Konsumenten wird erklärt, dass sie mit diesem Produkt sehr viel mehr als mit einer klassischen Lebensversicherung erzielen können. Und nachdem es sich auch um ein Versicherungsprodukt handelt, wähnen sich viele Verbraucher auf der sicheren Seite. Das ist aber nicht der Fall."

Unrealistische Modellrechnungen

Zudem wird mit unrealistisch hohen Erträgen gelockt: In der "Konsument"-Erhebung wurden in einigen Fällen Performance-Werte von 9 Prozent jährlich oder gar - wie am Beispiel der Generali - bis 12 Prozent in Modellrechnungen in Aussicht gestellt. "Das ist aus heutiger Sicht eindeutig überzogen", wettert Reuter. Halbwegs seriös seien lediglich Angaben bis zu maximal 6 Prozent durchschnittlicher jährlicher Performance.

Vorzeitiger Ausstieg kostet

Beliebtes und verkaufsförderndes Argument ist auch immer wieder der Hinweis, Anleger könnten nach drei bis vier Jahren über das Geld problemlos verfügen. Was dabei an Information meist unter den Tisch fällt, wiegt schwer. Denn gerade in den ersten Jahren fressen die Kosten das angesparte Kapital erheblich auf.

Lange Laufzeit

"Fondsgebundene Lebensversicherungen rentieren sich nur bei einer langen Laufzeit, es ist unseriös, den Konsumenten bei Vertragsabschluss die Verfügbarkeit des Geldes bereits nach wenigen Jahren zu versprechen. Eine vorzeitige Auflösung des Vertrags ist ein arges Verlustgeschäft - vor allem jetzt, wo die Wertpapierkurse niedrig sind", warnt Reuter.

Wie hoch die Kosten tatsächlich sind

In einem Vergleich von 12 aktuellen Versicherungs-Angeboten hat das Testmagazin "Konsument" versucht, den Kosten auf die Spur zu kommen. Die Angebote wurden mit einer Null-Prozent Performance durchgerechnet. Das Ergebnis - wie viel vom eingezahlten Kapital übrigbleibt, wenn kein Veranlagungs-Ertrag erzielt wird - lässt einen eindeutigen Rückschluss auf die Kosten zu.

Anbieter halten sich bedeckt

Voraussetzung war allerdings, dass von den Versicherern vergleichbare Daten zur Verfügung gestellt und eingerechnete Gewinnbeteiligungen, die das Bild verfälschen, extra ausgewiesen wurden. Das war nicht bei allen Assekuranzen der Fall: FinanceLife und Wiener Städtische zeigten sich gänzlich unkooperativ und gaben keine Daten bekannt; weitere acht lieferten nicht vergleichbares Zahlenmaterial. Letztlich blieben nur vier Anbieter für einen seriösen Vergleich über - was mehr als deutlich zeigt, wie ungern die Branche mit offenen Karten spielt.

Kosten: Von 6.800 Euro bis 9.219 Euro

Demnach fallen im "Konsument"-Modell für die eingezahlte Prämiensumme von 38.400 Euro, angespart über 32 Jahre, beim günstigsten Produkt - Skandia Fonds Konzept - rund 6.800 Euro an Kosten an. Das ist viel Geld. Noch höher  sind die Kosten der Fondspolizzen von Zürich, Nürnberger und ASPECTA - bis zu 9.219 Euro.

Keine Garantie für Erträge

Skandia und auch Continentale sind die einzigen Versicherer, die den VKI-Testern auf Anfrage aufschlüsselten, wie viel Prozent der Prämiensumme zur Deckung von Vertrags-Abschlusskosten sowie Verwaltungsspesen aufgehen und wie viel in den Ablebensschutz fließt. 

Flopp oder top?

Das Veranlagungsergebnis entscheidet letztlich, ob die Fondspolizze ein Flopp oder doch top ist. Dass sich die Kosten auf alle Fälle gravierend auf den Ertrag auswirken, zeigt eine Modellrechnung des VKI mit unterschiedlichen Performance-Annahmen und Laufzeiten. Krebst die Wertentwicklung nur bei 3 Prozent herum und beträgt die Laufzeit nicht mehr als 10 Jahre, ist selbst beim kostengünstigsten Produkt im Test, dem Skandia Fonds Konzept, Minus-Rendite angesagt. Denn sicher ist nur eines: die Kosten. Erträge kann niemand garantieren.

VKI-Tipps zu fondsgebundenen Lebensversicherungen

Falsches Produkt für viele. Wer kein "Spielkapital" zur Verfügung hat und sich mit Wertpapieren nicht auskennt, sollte die Hände von dem Produkt lassen.

Als alleinige Pensionsvorsorge ungeeignet. Kapitalverlust ist aufgrund des unterschiedlichen Risikos möglich. Deshalb nicht als einzige, sondern nur als zusätzliche Pensionsvorsorge in Erwägung ziehen.

Ablebenssumme möglichst niedrig ansetzen. Die Höhe der Ablebenssumme können Kunden innerhalb gewisser Grenzen selbst bestimmen. Je höher die Ablebenssumme, desto niederer die Rendite.

Getrennte Produkte zur Absicherung besser geeignet. Wer einen hohen Ablebensschutz braucht (etwa zur Absicherung der Familie), ist mit getrennten Produkten zur Risikovorsorge und zum Sparen, also etwa einer reinen Ablebensversicherung und separatem Ansparprodukt, besser bedient.

Kein hundertprozentiger Anleihen-Anteil. Die Ertrags-Chancen sind gering, die Kosten hoch. Besser klassische Lebensversicherung wählen, sie bietet eine garantierte Mindestverzinsung.

Nicht für kurze Laufzeit geeignet. Passable Ergebnisse sind aufgrund der hohen Kosten in den ersten Jahren nur bei langer Laufzeit zu erzielen. Deshalb muss Anlegern klar sein, dass das Kapital für längere Zeit gebunden ist.

Kosten-Transparenz einfordern. Kosten und Gewinnbeteiligung sollten exakt ausgewiesen sein. Möglichst kostenniederes Produkt wählen und deshalb mehrere Offerte einholen. Anleger müssen jedes Jahr über den Wert ihrer Fondsanteile informiert werden.
 

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