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Zinsschmäh bei Bausparangeboten

VKI kritisiert Werbe-Praktiken der Bausparkassen.

Fixzinsverträge derzeit günstiger als variable Varianten.

 

Nach dem 31.12. 2002 ist es zu spät: Im Countdown vor dem Jahreswechsel läuft die Werbung für Bausparverträge auf Hochtouren - gilt es doch mit attraktiven Zinsversprechungen Neukunden noch in diesem Jahr zu lukrieren. Doch Vorsicht, warnt der Verein für Konsumenteninformation (VKI): Mit den auf den ersten Blick lukrativen Zinsen für 2002 ist es im Jahr 2003 vorbei. Denn bei solchermaßen angepriesenen Bausparverträgen handelt es sich um variable Varianten, wo die sogenannte Zinsgleitklausel zum Tragen kommt. Und diese Anpassungsklausel schmälert, in Zeiten des niederen Zinsniveaus, bereits im nächsten Jahr den Ertrag. Deshalb rät der VKI zu Fixzins-Verträgen.

Bausparverträge sind des Österreichers liebste Sparform und werden gerne Ende des Jahres abgeschlossen, um noch in den Genuss der gesamten staatlichen Prämie für 2002 zu kommen. Einige Bausparkassen locken die sparwillige Klientel mit attraktiven Zinsen: Die S-Bausparkasse bewirbt massiv ihre 4,5 Prozent, die LBA bietet 4 Prozent, Raiffeisen und ABV immerhin noch 3,6 bzw. 3,5 Prozent. Lediglich Wüstenrot offeriert vergleichsweise bescheidene 3 Prozent.

Ein aktueller Vergleich des VKI über die Bausparkonditionen zeigt jedoch, dass die attraktiven Zinsen nur für 2002 gelten und bereits im nächsten Jahr dahinschmelzen: Aus den 4,5 Prozent der S-Bausparkasse werden Mitte des Jahres 2003 nur mehr 2,6 Prozent, die 4 Prozent der LBA reduzieren sich bereits ab ersten Jänner auf 2,5, bei Raiffeisen und ABV gibt’s ab Jänner 2003 nur mehr 2,6 bzw 2,75 Prozent. Bei Wüstenrot bleiben die Einstiegszinsen auch 2003 mit 3 Prozent unverändert.

Grund für diese Zinsreduktionen ist die variable Variante dieser Bausparverträge. Dabei tritt eine vertraglich festgelegte Zinsgleit- oder Zinsanpassungsklausel in Kraft, die sich an Geld- bzw. Kapitalmarkt-Parametern orientiert. Und Anpassungen bedeuten derzeit: niedrigere Zinsen.

"Den Konsumenten wird mit tollen Zinsen der Abschluss eines Bausparvertrags schmackhaft gemacht - und im nächsten Jahr wundern sie sich dann über die mickrige Verzinsung", kritisiert Max Reuter, Leiter der Abteilung Finanzdienstleistungen im VKI, die Vorgangsweise mancher Bausparkassen. Er fordert deshalb die Institute auf, Kunden bei Abschluss von Verträgen nicht nur über die aktuellen Zinsen, sondern auch über die bereits de facto vorliegenden für 2003 zu informieren.

Da offensichtlich die Entwicklung der Zinsparameter, nach denen sich die Höhe der Zinssätze richten, weiter nach unten gehen, empfiehlt der VKI sich bei Ansparverträgen für Fixzins- und nicht für variable Varianten zu entscheiden: Wüstenrot bietet einen Fixzins von 3,5 Prozent, die S-Bausparkasse 3 Prozent.

Am Beispiel der S-Bausparkasse, die wie Wüstenrot sowohl fixe als auch variable Bauspar-Verträge anbietet, demonstriert der VKI den Unterschied:

Schließt man noch in diesem Jahr einen fixen Bausparvertrag mit 3 Prozent ab, erhält man am Ende des Jahres 2008 (bei einer Sparleistung von 1000 Euro pro Jahr) einen Betrag von rund 7800 Euro. Die staatliche Prämie und Kontoführungsgebühren sind dabei berücksichtigt, die Einzahlung erfolgt monatlich. Wählt man hingegen das variable Angebot mit dem lukrativ erscheinenden Einstiegs-zinssatz von 4,5 Prozent, der bis 30.6.2003 gilt, und anschließend laut Zinsgleitklausel auf 2,6 Prozent absinkt, ergibt dies am Ende der Laufzeit einen Betrag von rund 7700 Euro. Ein Unterschied von rund 100 Euro zugunsten der Fix-Variante unter Berücksichtung derzeitiger Zinstendenzen.

 

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