Hochdosierte Vitamin- und Mineralstoffpräparate sollen zur Vorbeugung und Therapie eingesetzt werden. VKI ortet irreführende Werbeaussagen.
Dr. Rath auf Tour
Derzeit tourt Dr. Matthias Rath durch den deutschen Sprachraum, um die Neuauflage seines Buches : "Warum kennen Tiere keinen Herzinfarkt" sowie seine Mikronährstoff-Präparate zu promoten. Sein Motto lautet: "Vitamintherapien statt teurer Gesundheitsreform". Diese spektakulären Aussagen bewegten den Verein für Konsumenteninformation (VKI) Dr. Rath's Produkte genauer unter die Lupe zu nehmen.
Vorsicht: Mega-Dosis Vitamine
Fazit: Bei mehreren von Dr. Rath's Präparaten sind einzelne Nährstoffe in einer bedenklich hohen Dosierung enthalten. Da extreme Überdosierungen von Vitaminen und Mineralstoffen dem Körper schaden können, muss vor einer Selbstmedikation ohne ärztliche Kontrolle gewarnt werden. In Österreich sind Dr. Rath's Präparate als Arzneimittel nicht zugelassen und daher auch nicht verkehrsfähig. Offizielle Prüfungen hinsichtlich Nebenwirkungen und gesundheitlicher Risiken fehlen.
Dr. Rath's spektakuläre Behauptungen
Kritisch steht der VKI (Verein für Konsumenteninformation) auch den Behauptungen Dr. Rath's gegenüber, denn sie suggerieren die Notwendigkeit der Einnahme seiner empfohlenen Vitamin- und Mineralstoffpräparate, um nicht zu erkranken. So behauptet der umtriebige Mediziner, dass die Basis der Arteriosklerose-Entstehung ein Vitamin C Mangel sei, die Ursache vieler chronischer Erkrankungen in einer unzureichenden Versorgung mit Mikronährstoffen liege und eine ausreichende Aufnahme von Mikronährstoffen mit der Ernährung nicht möglich sei.
Vitamin-Therapie nicht belegt
VKI-Ernährungswissenschafterin Mag. Birgit Beck stellt dazu fest: "Wissenschaftliche Belege für die Wirkung hinsichtlich der therapeutischen Anwendungsgebiete Schlaganfall, Herzinfarkt bzw. Ateriosklerose liegen nicht vor. Außerdem ist eine ausreichende Aufnahme mit Mikronährstoffen über die Ernährung hierzulande sehr wohl möglich!"
Falsche Infos zum Nährstoffgehalt der Böden
Immer wieder taucht beim Vertrieb von Nahrungsergänzungsmittel das Argument: "unser Böden sind an Nährstoffen verarmt" auf. Auch diese Mär will Beck beseitigt wissen: "Der Nährstoffgehalt der Böden wird - mit wenigen Ausnahmen - im Vergleich zu früher von Experten sogar höher eingeschätzt. Ebenso wird der Nährstoffgehalt pflanzlicher Lebensmittel als unverändert beurteilt. Probleme in der Nährstoffversorgung sind also nicht auf so genannte nährstoffverarmte Böden zurückzuführen, sondern auf Fehl- und Mangelernährung."
Irreführende Werbung mit Vitaminpräparaten
Nachdem Dr. Rath's Produkte wegen der sehr hohen Dosierung und Einnahme-Empfehlungen unter das Arzneimittelgesetz fallen, in Österreich jedoch nicht zugelassen sind, müssen Werbeaussagen, die im Zusammenhang mit seinen Vitaminpräparaten gemacht werden, als irreführend und wissenschaftlich nicht hinreichend angesehen werden. Denn Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten beziehen, sind im Verkehr mit Lebensmitteln unzulässig. Krankheitsbezogene Aussagen sind Arzneimitteln vorbehalten. Diese Regelung soll den Verbraucher vor Täuschung durch falsche Versprechungen bei der Auslobung von Lebensmitteln schützen.
Kein Schutz vor Herzinfarkt durch Vitaminzufuhr
Aus wissenschaftlicher Sicht ist die lebensnotwendige Bedeutung von Vitaminen bei wichtigen Stoffwechselprozessen unbestritten. Auch dem antioxidativen Effekt von Vitaminen wird von wissenschaflticher Seite eine gewisse vorbeugende Wirkung hinsichtlich Schäden an Blutgefäßen zugeschrieben. Unzutreffend ist jedoch die Behauptung, durch eine hochdosierte Vitaminzufuhr wären Herzinfarkte grundsätzlich vermeidbar, und zwar sowohl hinsichtlich der Vorbeugung von Gefäßschäden als auch bei der Reparatur bereits bestehender Veränderungen an den Herzkranzgefäßen.
Ungesunder Lebensstil nicht kompensierbar
Als weiteres Problem ortet der VKI Dr. Rath's Versprechung: "Nie wieder Herzinfarkt". Dies ist eine Aussage, die bei der Bevölkerung gut ankommt, aber Gefahren birgt. Schließlich ist es einfacher Vitaminpillen zu schlucken als andere wichtige, durch den eigenen Lebensstil bedingte Risikofaktoren wie Rauchen, zu fettreiche Ernährung oder Bewegungsmangel zu reduzieren. Die VKI-Ernährungswissenschafterin appelliert an die Vernunft der Betroffenen, die sich möglicherweise in falscher Sicherheit wiegen: "Eine sonst ungesunde Lebensweise kann durch in Form von Nahrungsergänzungsmittel aufgenommene Vitamine nicht kompensiert werden."