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Info: THI - Skandal - über 80 Geschädigte

Mit abgesagten "Gewinnreisen" wurde ein Schaden von bislang über 370.000 Schilling verursacht. Der VKI sammelt die Geschädigten und vertritt deren Interessen.

Die THI Tourist Handling Reiseagentur GmbH hatte im Herbst 1999 - in Kooperation mit verschiedenen Unternehmen - unter dem Titel "Top Tours" u.a. sogenannte "Gewinnreisen" vertrieben.

Die Methode: Der Gewinner kann seinen Partner mitnehmen, muss aber für diesen einen Pauschalpreis zahlen.

Dem VKI liegen nun zahlreiche wohldokumentierte Fälle vor, wo Verbraucher etwa Flugreisen nach Mallorca gebucht und 7.190.- Schilling für die jeweiligen Partner bezahlt haben, die Reise dann aber im November 1999 seitens THI abgesagt wurde. Man bot den Kunden zwei Alternativen: Entweder Umbuchung auf später oder Geld zurück. Die Kunden entschieden sich für Geld zurück und warten darauf noch heute. Bislang haben sich beim VKI über 80 Geschädigte mit einer Gesamtschadenssumme von rund 370.000.- Schilling gemeldet.

Die THI war bei der Gerling Versicherung gemäß der Reisebürosicherungsverordnung gegen Insolvenz versichert. Der VKI hat daher die Rückzahlungsansprüche der Kunden auch bei der Versicherung gemeldet. Gerling hat bislang noch nicht erklärt, ob die Ansprüche anerkannt oder abgelehnt werden. Unser Argument für eine Leistung durch die Versicherung: Betreibungen gegen die THI erscheinen aufgrund offensichtlich schlechter Bonität nicht aussichtsreich. Die Gerling Versicherung hat die Kunden weiter vertröstet. THI werde von einem deutschen Unternehmen "VIT GmbH" zu "100 Prozent übernommen" und dann würden die Geschädigten Ihr Geld bekommen. Diese Ankündigung galt für Jänner 2000. Nun musste der VKI feststellen, dass es in Deutschland offenbar keine Firma "VIT GmbH" zu geben scheint. Die Gerling Versicherung verweist nunmehr auf die Firma TSI Touristik Service International GmbH mit Sitz in Deutschland. Diese habe die THI übernommen. Das Interessante an diesem Spiel: Ein Dr. Georg Taucher war und (so das Firmenbuch) ist Geschäftsführer sowohl der THI als auch der TSI. Doch es kommt noch besser.

Anfang Februar bekamen so manche geschädigte Konsumenten ein Schreiben der THI, wonach eine Saturn Network AG mit Sitz in Kitzbühel bei neuerlicher Buchung der ursprünglich schon bei THI bezahlten Reisen die Zahlungen an THI anerkennen würde. Der VKI wollte es genau wissen und erfuhr vom (angeblichen) Geschäftsführer der Saturn Network AG telefonisch: Die Saturn Network AG sei ein Marketingunternehmen aus Freiburg im Breisgau und plane eine Niederlassung in Kitzbühel zu gründen. Man habe weder in Deutschland noch in Österreich eine Insolvenzabsicherung für die Durchführung von Pauschalreisen. Man arbeite aber mit einem österreichischen Veranstalter, der Eurotours GmbH in Kitzbühel zusammen. Diese verfüge über die nötige Absicherung. Blieb noch die Überraschung, wer sich als Geschäftsführer der Saturn Network AG am Telefon verabschiedete: Dr. Georg Taucher. Im Handelsregister der deutschen Saturn Network AG findet sich allerdings kein Hinweis, dass Dr. Taucher deren Geschäftsführer wäre. Und im österreichischen Firmenbuch findet sich keine Saturn Network AG.

Der Geschäftsführer von Eurotours GmbH - immerhin einem Tochterunternehmen des Österreichischen Verkehrsbüros - wollte zunächst mit der Übernahme von "Gewinnreisen" nichts zu tun haben, gab aber dann doch zu, von Dr. Taucher - "um diesem zu helfen" - eine Reihe von Kunden übernommen zu haben. Den Kunden gegenüber wolle man in den nächsten Tagen klarstellen, dass man der Veranstalter und der Reisepreis auch entsprechend abgesichert sei. Dennoch überrascht diese Kooperation, weil doch die Reisebranche in der Regel heftig gegen "schwarze Schafe" und "Gewinnreisen" wettert.

Der VKI rät geschädigten Kunden der THI jedenfalls ab, das "Angebot" der Saturn Network AG anzunehmen.

Der VKI hat zwischenzeitlich bei der Wirtschaftspolizei in Wien (GZ II 345/WP/2000) eine Sachverhaltsdarstellung deponiert, gegen die THI beim HG Wien einen Konkursantrag gestellt und die Gerling-Versicherung zur Zahlung aufgefordert.

Geschädigte Kunden mögen sich beim VKI melden (0 900 / 91 00 24, 7,80 bis 9,30 pro Minute).

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